Angst ist ein schlimmes Gefühl – sie überkommt uns und breitet sich in uns aus, raubt uns unseren Atem. Jeden Tag schlagen wir die Zeitung auf und lesen erschreckende Nachrichten – Nachrichten, die uns Angst machen, uns in unserer Freiheit einschränken und uns mit Wut, Trauer & sogar Hass erfüllen können. Genau das ist das Wesen des Terrors, aber genau das ist auch das Wesen unseres Populismus. Er sorgt für eine Spaltung unserer Gesellschaft. Schon die ersten Nachrichten aus Berlin waren sehr pauschal und stigmatisierend: Es ist ganz klar ein Muslim gewesen, der als Flüchtling nach Deutschland eingewandert ist und seine Motive waren definitiv terroristischer Natur. Ein Stigma, das sich hartnäckig halten wird.
Was wir bei all unserer Angst und all den Pauschalisierungen jedoch nicht vergessen dürfen: Die meisten Muslime leben ein friedliches Leben. Diese Menschen sind vor Gewalt, Vergewaltigung und Bombenanschlägen geflohen, haben ihr gewohntes Leben aufgegeben und haben sich Gefahren auf ihrer Flucht ausgesetzt, deren Tragweite wir täglich in den Nachrichten lesen, aber nicht im Ansatz erahnen können - was sie durchgemacht haben, weiterhin erleiden und verarbeiten müssen. Sie sind traumatisiert, haben ihre Kinder, ihre Eltern, ihre Geschwister verloren. Sie leben jetzt teilweise in Turnhallen, mit wenig Perspektiven, ohne ihr Hab und Gut und ohne Privatsphäre. Ihre Ängste sind auch hier gegenwärtig, durch Brandanschläge auf Flüchtlingsheime, Prügelattacken und „Ausländer raus“ – Parolen.
Pauschalisierungen in den sozialen Netzwerken oder die Slogans von Zeitungsartikeln, Panikmache und der Aufruf nach Rache und Krieg sind schädlich für uns, unsere Gesellschaft und fördern ein feindseliges Klima. Politiker, die ihr Amt ausnutzen um Konflikte zu schüren und anzuheizen, die die Tatsache ignorieren, dass z.B. der IS im Irakkrieg entstanden ist und die ihre Luftwaffe in Terroristenregionen schicken, „schonungslos“ Unschuldige wegbomben und damit ein Zeichen setzen, das jenseits von Demokratie und Freiheit ist.
Ganz klar ist der Terrorismus ein globales Problem und er wird uns auch weiterhin begleiten. Aber wie können wir ihm begegnen?
Mörder und Gewalttäter müssen rechtsstaatlich verfolgt und verurteilt werden. Aber anstatt ein feindliches Klima zwischen Kulturkreisen entstehen zu lassen, sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen, achtsamer in der Wahl unserer Worte sein und achtsamer im Umgang miteinander. Unsere Angst hat auch etwas Positives. Sie bringt uns dazu unsere Situation, unser Handeln nochmal zu überdenken. Sie sorgt dafür, dass wir uns ihr stellen, wir versuchen sie zu verstehen und zu akzeptieren ohne dabei den Kopf in den Sand zu stecken. Wir sollten uns informieren und uns an den Dingen und Menschen orientieren, die wir lieben und uns nicht auf das konzentrieren, was wir nicht leiden können oder gar hassen. Wenn wir anfangen unsere Ängste zu verstehen, darüber zu sprechen, können Solidarität und Empathie entstehen. Das gibt uns Stabilität und die Freiheit Normalität zu leben. Mit dieser Klarheit sehen wir deutlicher, welche Kräfte wir eigentlich in uns haben und können diejenigen stärken, denen wir begegnen und die uns wichtig sind. Angst, Hass und Wut rauben uns Energie, lassen uns abstumpfen. Liebe & Achtsamkeit geben uns Kraft und die Stärke unser Miteinander liebevoll zu gestalten.
Geben wir also Hass und Gewalt keinen Raum, sondern werden Botschafter von Ahimsa - Gewaltlosigkeit - konzentrieren uns auf das, was wir lieben, hinterfragen unsere Gefühle und Motive, unsere Wortwahl und üben uns in wertschätzender Kommunikation, begegnen uns mit Respekt. Trotz dieser schlimmen Nachrichten, sollten wir uns nicht die Freude am Leben rauben lassen, weiterhin unsere Lieben treffen, egal wo und egal wann.
Oscar Wilde hat gesagt: „Die Wurzel des Optimismus ist die Angst“. Wir alle tragen eine wertvolle Kraft in uns – LIEBE! Lasst uns das nicht vergessen.
Meine Gedanken richten sich an die Menschen, die Opfer von Gewalt und Terror wurden und an die Angehörigen, die ohnmächtig sind vor Trauer & Schmerz. Ich wünsche euch nichts mehr als Kraft und Menschen um euch herum, die euch liebevoll zur Seite stehen und die Zuversicht, den Schmerz zu überwinden um loslassen zu können.
Namasté
Susi