Ich habe meine Hymne an die Freundschaft schon kundgetan. Freunde sind, neben den Wurzeln, unserer Mutterbasis, eines der wichtigsten Dinge die man im Leben haben kann und sie benötigen, wie jede liebevolle Beziehung, Pflege.
Dazu gehört füreinander da zu sein, ehrlich zu sein, aufmerksam und fürsorglich zu sein, aber auch Verbindlichkeit, wenn’s mal brennt.
Als heute Morgen das Telefon klingelte, wusste ich sofort, ohne zu wissen wer anruft, was los ist. Meine Freundin bekommt ihr Baby und ich hatte versprochen - sofern wir zu Hause sind - auf ihre beiden Kids aufzupassen. Gesagt, getan! Ich hatte mir schon lange vorher überlegt, dass es doch eine schöne Sache wäre, diese Zeit mit den Kindern zu dokumentieren - etwas sehr Persönliches, für meine Freunde, meine Nachbarn und Eltern, bei denen man gerne Kind sein möchte. Es ist mal die andere Seite, die ich kennenlerne. Diesmal liege nicht ich im Kreissaal und jemand passt auf meine Kinder auf. Aber was geht in den Kindern vor? Wie verhalten sie sich? Stellen sie Fragen? Sind sie aufgeregt? Anders als sonst?
Eine spannende Zeit, eine andere Perspektive und all das ist geprägt von bedingungsloser Liebe.
Bedingungslose Liebe, Liebe um der Liebe willen, die alle Herausforderungen und alle Enttäuschungen übersteht. An unseren Kindern sehen wir, was bedingungslose Liebe ist. Sie zeigen es uns jeden Tag - auch wenn es manchmal nicht so erscheint.
Ich habe den heutigen Vormittag dokumentiert, mit allem was dazu gehört. Ich habe Fotos gemacht und mir Sätze notiert*. Wir haben gemalt, Brücken gebaut und zusammen gegessen. Ich merkte dabei, wie ergreifend diese paar Stunden für mich waren. Wie schön es anzuschauen war, mit welch einer Selbstverständlichkeit diese Kinder die Situation für sich annahmen und so glücklich darüber sind, heute noch ihr Geschwisterchen begrüßen zu dürfen.
Der Tag begann also mit einer ganz arg schönen Bitte in einem besonderen Kontext. Kannst du die Kinder nehmen? NA KLAR KANN ICH!!! L. kam auf mich zu, umarmte mich und sagt, als Papa ging, dass ich die tollste Frau sei, die sie kennt. So eine Süße, ich könnte sie auffressen. L. berichtete mir auch gleich, dass das Baby vielleicht heute kommt und im Bett liegen voll langweilig ist. Ich muss dazu sagen, sie ist 4 Jahre jung und manche Themen wirbeln einfach mal durcheinander umher, also nicht wundern, wenn der Zusammenhang nicht ganz klar erscheint ;o)
Wir hören den Soundtrack von dem Kinofilm Bibi & Tina und singen gemeinsam das Lied: "...mein kleines Mädchen aus Paris..." eine Art Liebesbrief als Song, klingt wie ein Liebesbrief an das Baby. Wir malen dabei mit Wasserfarben ein Bild für das Baby und die Mama. F. schreibt sogar BABY auf sein Bild, man kann es nicht so gut erkennen, deshalb sagt er es extra nochmal. Während die beiden gemalt haben, waren sie ganz ruhig und konzentriert. Das war ihnen wichtig und L. sagte mir, dass sie "Hummer" hat und was essen möchte, natürlich nur süßes. Also gab’s ‘ne Ladung Gummibärchen zur Feier des Tages und es lief konzentriert weiter. F. war irgendwann fertig mit seinen Bildern, er erklärte kurz, was er gemalt hat und wollte dann spielen gehen. Mit Kappla-Steinen wollte er unbedingt eine Brücke bauen oder eine Rampe oder so ähnlich. Es musste etwas sein, über das man fahren oder laufen kann. L. entschied sich für eine Burgbrücke, flach am Boden und F. für die Art Rampe. Die Anzahl der Stahlträger wurde berechnet, die Vision war geboren, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich fragte die Beiden, was man denn mit einer Brücke alles machen kann?
F.: "Man kann damit über das Wasser laufen"
L.: "Ins Schloss reiten, mit einem Pferd"
F.: "Ein anderes Ufer erreichen"
L.: "Ich weiß nicht..."
F.: "Als Rampe nutzen, für schnelle Autos und sie zum fliegen bringen"
Nach unserem Brückenbau war der Hunger riesig und die Sorge um Mama ebenso. "Geht es ihr gut?" fragten mich beide. Ich schrieb Papa eine Nachricht, er antwortete prompt und sagte, dass es Mama gut geht und das Baby heute noch das Licht der Welt erblickt. Herz, Herz, Herz,...Die Kinder freuten sich riesig und L. schrie laut hinaus: "Juhuuuu, bald darf ich Mama im Krankenhaus besuchen und das Baby anschauen". Wir aßen freudig ‘ne Ladung Spaghetti und schauten zum Verdauen eine Folge Shawn das Schaf - und dann waren auch schon Oma und Opa da, um ihre Lieben abzuholen.
Ein spannender Vormittag mit Kindern, die ich inzwischen gut kenne und die heute doch anders waren als sonst. In sich ruhend, aber mit einer gewissen Anspannung. Kinder, denen es wichtig war einen ruhigen Ort zu haben, zum Spielen und nicht in einer Umgebung zu sein, die sie zu sehr aufregt. Sie haben die Ruhe und Nähe bekommen, die sie in diesem Moment gebraucht haben. Wenn kuscheln dran war, war kuscheln dran und wenn erzählen dran war, war erzählen dran. Dieses intensive Gefühl von Nähe, kenne ich von meinen eigenen Kindern zu gut, hier geht es aber nicht um meine Kinder, genau deshalb ist das was sehr Besonderes. Und trotz der Suche nach Ruhe war diese freudige Erwartung zu spüren, eine gewisse Anspannung. Auch die Sorge um die Mama wurde klar kommuniziert. Von dieser Seite habe ich die beiden noch nicht kennengelernt, deshalb war das für mich ein ganz besonders schöner Vormittag, den ich vor allem mit meiner Freundin - der Mama - teilen möchte, weil ich mir sicher bin, dass es auch für sie etwas ganz Besonderes sein wird, das zu lesen.
Ich werde heute den ganzen Tag mit meinen Gedanken bei dieser unglaublich tollen Familie sein und wünsche mir nichts mehr, als alles Glück der Welt für alle Fünf. Es gibt auch ein Lied, dass mich schon den kompletten Tag begleitet und ich bilde mir ein, dass das kein Zufall sein kann:
In Liebe, eure Susi
*Es ist mir wichtig, die Persönlichkeit der Familie und Kinder zu schützen. Deshalb schreibe ich keine Namen aus oder zeige Fotos, wo die Kinder komplett zu sehen sind. Ich bitte hier um Verständnis.